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Tja. Echt? Ja, wohl schon. Oh, neee, warum? Es ist eben paradox.

Updated: Jan 25, 2023

Irgendetwas in mir wusste es bereits seit langem.

Da war eine Vorahnung.

Sie hat mich zurückgehalten, wirklich frei und freudig von der neuen Frau in meinem Leben zu erzählen. Sie hat mir in den letzten Wochen ein zunehmendes und latentes Gefühl von "lass es endlich vorbeisein, egal, was es ist" bereitet und mich durch die Tage hetzen lassen.

Jetzt glaube ich zu wissen, was das Ding war, das endlich vorbeisein sollte.

Meine Partnerschaft mit F.

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Etwas mehr als drei Monate nach unserer engeren Verbindung ist es nun an der Zeit sich einzugestehen, dass wir an unsere Grenzen gekommen sind. Beide.

Verdammter Elefant im Raum. Immer muss ich dich schon spüren, wenn ich eigentlich nur genießen will und dann drängst du mich voranzugehen und das auszusprechen, was ich gar nicht sagen will. Verdammter Wunsch nach einem authentischen Leben. Kannst du mich nicht mal in Ruhe lassen.


Ich gehe beim Schreiben durch meine Prozesse und ich mache mich gerne nackt.

Auch dieser Blog-Post 2 Tage vor unserem Trennungsgespräch ist ein Beispiel, wie ich versuche für mich selbst Klarheit zu schaffen und für mich selbst eine Art Höhlenmalerei als Nachlass zu schaffen, dass ich verstehe, wie ich mich gerade gefühlt habe...

Dann sprecht euch mal aus, meine lieben dialektischen Anteile in mir.


Tja, ich hätte es wirklich so gerne groß und schön und prächtig gemacht. Und nun kommt F. in zwei Tagen vorbei und ich weiß schon, was ich sagen werde: es ist Zeit sich einzugestehen, dass wir sind an unsere Grenzen geraten sind und dass wir als Partner keine nachhaltige Zukunft haben. Das finde ich auch einfach traurig aber es ist besser Klarheit zu schaffen.


Echt jetzt, das soll es gewesen sein? So schnell gibst Du auf?


Es ist kein Aufgeben, es ist das Vorziehen einer Entscheidung, die eh irgendwann mal gekommen wäre. Ich erspare uns nur unnötiges Verbiegen und Leid.


Es riecht für mich nach Aufgeben.


Für mich fühlt es sich das erste Mal nach vielen Wochen wieder so an, dass ich mich wirklich freudig selbst wahrnehme. Ich freue mich, dass ich ich bin und mich nicht länger verbiege.


Wie hast du dich verbogen?


Ich habe ja gesagt an Stellen, wo mein Herz geweint hat. Ich habe gesagt "ich freue mich für dich, wenn du deine Lust mit anderen Menschen auslebst", als ich einfach nur Traurigkeit in mir gespürt habe.


Aber du wolltest doch die Poly-Partnerschaft. Das hast du schwarz auf weiß so in dein Tagebuch geschrieben und es im RBDSM Gespräch ausgesprochen. Und du wolltest ja sogar nicht mal eine echte Partnerschaft, sondern nur eine lockere Poly-Verbindung. Du wolltest dir doch noch die Tür offen halten?


Ja, das stimmt. Genau so war mein Gefühl und Wunsch damals. Und dann hat zum einen F. den Raum verändert, als sie sagte: ich möchte einen Partner haben, den ich meinen Partner nennen kann und der mit mir auf Familienfeiern und so kommt...

Und dann kamen wir uns nahe und es war schön und ich fand den Gedanken einer echten Partnerschaft ganz anziehend und es passierte etwas, was ich seit so langer Zeit nicht mehr erlebt habe.

Echte tiefe Liebe. Ich habe mich einfach in sie verliebt und etwas gespürt, was ich schon seit 12 Jahren nicht mehr gespürt habe. Den Wunsch mein Leben mit einer Frau zu verbringen und anzukommen und auch etwas zur Ruhe zu kommen.

Ich wusste gar nicht mehr, wie schön es ist, verliebt zu sein.

Ich war auch ganz schön verliebt in das Gefühl verliebt zu sein.

Ich wollte die rosarote Brille nicht abnehmen. Ich fand meinen Blick auf die Welt so schön...


Aber echte tiefe Liebe und Poly schließen sich doch nicht aus? Das ist doch toll, wenn du echte Liebe spürst, denn dann wünschst du dir, dass es deiner Partnerin einfach gut geht und du unterstützt ihr Wachstum, egal, ob dieses gemeinsam mit dir oder mit anderen Menschen passiert. Das willst du doch, dass es ihr gut geht?


Ja, das will ich. Und ich spüre 100%, dass F. das braucht und dass sie es wirklich wunderbar verkörpert: Sie ist ein Kolibri, ein Blumenküsser, der eben von vielen unterschiedlichen Blumen seinen Nektar nascht. Und das ist (zumindest so, wie ich sie jetzt wahrnehme) ihre Bestimmung: dass sie viele Menschen mit ihrem freudvollen Wesen "beglückt" und ein starkes Licht und Liebe in der Welt verbreitet.

Klingt kitschig, ist aber so.


Ja, das fühlt sich bei dir echt nach Liebe an und du scheinst ihre Persönlichkeit zu sehen und auch eine große Wertschätzung für ihre Arbeit zu haben. Und trotzdem nochmal: das passt dann doch alles ganz gut zusammen? Wo ist denn jetzt das Problem?


In unserem Leben in der physikalischen Realität, die eben Grenzen setzt, wie die Tatsache, dass ein Tag 24 Stunden hat und man nicht gleichzeitig an zwei Orten sein kann und dass F. einfach ein richtig volles Leben hat, in das ich nicht reinpasse mit meinem Wunsch nach einem Maß an Zeit und Präsenz, dass F. nicht aufbringen kann.

So wie ich die letzten Wochen erlebt habe, das fühlt sich für mich eben nicht nach Ankommen an, sondern ständig auf dem Sprung sein und ich habe das Gefühl so unglaublich satt, immer auf dem Sprung zu sein. Das nervt mich so sehr.

Und ich sehe F., dass sie wirklich ihr Bestes versucht, Lücken für mich zu schaffen und deshalb auch andere Themen nach hinten priorisiert.


Hmm, kannst Du da nicht einfach an deiner Einstellung arbeiten, was du dir von der Partnerschaft wünschst hinsichtlich Zeit und Präsenz und einfach dankbar sein für das, was euch gegeben ist? Sieh es doch mal so: du hättest dich ja auch in eine Frau aus B. oder M. verlieben können und dann sieht es ganz anders aus?


Nein, ich möchte das einfach nicht mehr. Ich möchte das Gefühl haben mit der Frau, die ich liebe aufzuwachen und einzuschlafen und dass wir uns tief aufeinander einlassen können. Mein ganzes Wesen liebt und zelebriert und lebt Tiefe. Da ist Tiefe in allem was ich tue. Vielleicht ist es auch das, was mich an F. so anzieht: diese Leichtigkeit. Richtig genieße ich aber die Momente, wenn wir in die tiefe Zeit eintauchen. Und die sind mit ihr einfach super selten.

Und nein: ich würde mich einfach nicht auf eine Fernbeziehung einlassen. Ist so.


Ist also ne Wesens-Thematik... Und was hältst Du davon, dass du versuchst, dein Wesen für sie etwas zu ändern?


Naja, also zum einen finde ich den Vorschlag etwas vermessen, wie man so schön sagt, denn das eigene Wesen zu verändern und dann noch so etwas tiefsitzendes, das ist nun mal nicht gerade die leichteste Aufgabe. Und es ist ja nicht so, dass ich meine Tiefe loswerden will. Im Gegenteil, ich liebe sie und finde sie sehr schön auszuleben. Auch wenn sie Nachteile mit sich bringt, was mir klar ist. Aber das akzeptiere ich, denn sie macht mich einfach aus und ist heutzutage auch ein gewisses Alleinstellungsmerkmal. Vermutlich ist es auch genau diese Tiefe, die F. so anziehend an mir findet.

Bäm: Paradox Nummer 1!


Naja, also irgendwie finde ich das Zeit-Thema alleine nicht wirklich überzeugend als Grund, die Partnerschaft so mir nix, dir nix zu beenden.


Ich beende sie nicht. Ich bin nur derjenige, der die unangenehme Wahrheit ausspricht.

Und wenn du wirklich noch einen "gefühligeren Grund" wünschst, dann lass mich dir sagen, dass es mir auch einfach weh tut, wenn sie alleine ohne mich wilde geile expansive Erfahrungen mit anderen Menschen macht. Und die hat sie in den letzten Wochen immer wieder gemacht. Und ich habe einfach nur gehofft, dass es vorbei geht und es ist nicht weniger geworden, sondern es wurde im Gegenteil sogar mehr und häufiger.

Und ich kenne sie ja nicht einmal wirklich oder verstehe sie und was in ihr vorgeht.

Mir fehlt einfach komplett die Basis in unserer Partnerschaft von der ausgehend ich mir solche Aktionen vorstellen könnte.


Naja, also dass du Schmerz empfindest und ins Leiden kommst, das ist jetzt aber wirklich eine Einstellungssache an der Du arbeiten kannst. Da kannst du doch die Schattenarbeit fortsetzen, die du in den letzten Jahren begonnen hast, auch mit ISTA?


Ja, ich bin in den letzten Wochen in allen Stress-Situationen die Schritte gegangen in Richtung "easy boy, das hältst du aus. Du wirst nicht sterben. F. hat einfach nur ihren Spaß und kann auf sich aufpassen und dann wirst du wieder eine tolle Zeit mit ihr haben und es wird alles so schön sein wie vorher."

Und ich habe mir das alles vorgebetet aber es fühlte sich irgendwie nach leeren Worten an und manchmal sogar so, als ob ich mich selber vergewaltige, wenn ich Zustimmung und Freude über das von ihr erlebte aussprach. In dem aktuellen Set-Up fühle ich mich einfach überfordert. Mein Leben ist schon ziemlich voll ohne Poly, da ist mir Poly und die dafür notwendige Arbeit gerade einfach zu viel.

Und es ist ja nicht so, dass ich Poly nicht als theoretisches Konzept total geil finde: nur in einer Welt und einem Leben wie ich es gerade lebe, da will ich es, nur tut es mir einfach gerade nicht gut.


Du drückst dich also vor der Arbeit?


Fuck you, du Arsch! Ich habe in den letzten Jahren mehr als die meisten Menschen auf diesem verdammten Planeten bewiesen, dass ich bereit bin an mir zu arbeiten.

Ich mache die Arbeit aber ich brauche nun mal Zeit und Energie dafür und nein, ich mache so etwas nicht auf die leichte Tour. Das ist einfach nicht mein Ding. Ich brauche einfach eine feste Basis und wenn ich die habe, dann bewege ich mich gut und manchmal sogar schneller und sanfter als andere. Aber ich wünsche mir diese Basis und ja, ich brauche sie auch. Das ist Bedürfnis und Wunsch zugleich.

Und verdammt nochmal: Wenn ich eine Frau in meinem Leben habe, die ich liebe und mit der ich mehr als gerne Zeit verbringe, dann möchte ich auch einfach erstmal exklusiv mit ihr eine geile Zeit haben und eine tiefe Verbindung schaffen in tiefem Genuss. Und wenn dir meine Vorliebe dafür nicht passt, dann fuck off, Du Seichtwasser-Matrose!

Und verdammt nochmal: ich bin kein Kolibri und ich möchte (aktuell) auch keiner sein. Ich bin verdammt nochmal ein Jaguar und ich liebe meinen großen Hunger auf das tiefe intensive Leben und und wenn ich mich mal in Richtung Kolibri bewege, dann sicher nicht, weil es mir von außen diktiert wird!


Ok, dann lass uns doch Mal die Idee weiterverfolgen, dass du F. sagst, dass das Bedürfnis und Wunsch zugleich in dir ist, also erstmal eine geschlossene Partnerschaft und dann eine Öffnung nach welcher Zeit genau?


Das kann ich jetzt noch nicht genau sagen aber ich weiß, dass es nicht kurz sein wird. Ganz sicher mehr als ein Jahr. Eher sowas um den Dreh von anderthalb Jahren, plus minus ein paar Monate. Und das weiß ich nun mal: das ist nicht nur von der Zeit her viel zu viel für F., das wäre auch eine ziemlich harte Gefangennahme ihrer Kolibri-Natur. Es scheint auch so zu sein, dass sie ihre neuesten Vorlieben und wilde entschuldigungslose Lust erst mit mir und ihrer Liebe zu mir entdeckt hat. Bevor ich aufgetaucht bin, da war sie (meines Wissens nach) passiver und weniger entdeckungsfreudig. Unsere Liebe hat also auch etwas in ihr ausgelöst. Sie hat aufgemacht und möchte sich nun ausprobieren und auch mal Fehler machen, wo ich durch unsere Liebe die Freude an der tiefen geschlossenen Verbundenheit entdeckt habe.

Bäm: Paradox Nummer 2!


Nur vielleicht lässt sich F. dann trotzdem auf die geschlossene Partnerschaft ein, dass ihr eine Basis aufbauen könnt, weil sie dich liebt und dann wäre doch alles paletti oder?


Das.

Funktioniert.

Nicht!

Das kann ich aus eigener leidvoller Erfahrung von drei Jahren Wechselspiel zwischen offener und geschlossener Beziehung so ganz klar sagen:

Man kann Entwicklungen nicht mehr zurückdrehen.

Ich wollte damals meine Freiheit, meine Frau hatte den Wunsch nach Exklusivität und ich habe diese ganze Geschichte mit vertauschten Rollen schon komplett durchgespielt.

Was einmal frisch die Freiheit gespürt hat und die sich ergebenden Möglichkeiten, das lässt sich nicht mehr einsperren.

Und F. hat so viel nachzuholen in ihrem Leben und Liebesleben und ist mit zwei deutlich älteren Kindern auch in einer anderen Lebensphase mit viel mehr Freiheit als ich und bewegt sich auch grundsätzlich viel schneller und leichter durch ihr Leben.

Wenn ich nun mitten in ihre entdeckte Lebenslust eine Blockade setze, dann wird es sich für sie meistens so anfühlen, dass sie ihr Leben verpasst wegen mir und es wird sich für mich meistens so anfühlen, dass sie mich hetzt (ok, das ist vielleicht einer der wenigen Punkte, der wirklich als Einstellungssache zu sehen ist) aber wir haben hier keine vertrauenerweckende Historie aufgebaut in den letzten Monaten.

Und dann werde ich damit auch einfach an F. ziehen und dazu hat F. auch genau so zu mir in einer kritischen Situation gesagt: "Ich lasse nicht mehr an mir ziehen."

Und ich respektiere genau diesen Wunsch von ihr.

Ich ziehe nicht an ihr.

Ich lasse sie frei.

Und es schmerzt mich und es wird sie schmerzen aber es ist der für uns aktuell passende Weg.

Wenn wir jetzt die Partnerschaft schließen oder sie ihr Leben verlangsamt, dann wird ein großer Teil von ihr in großer Traurigkeit "eingehen". Und das werde ich auch mit spüren. Und dafür möchte ich nicht die Verantwortung tragen und das möchte ich auch nicht spüren.

Ich habe mehr als 3 Jahre gelitten und ich habe so unglaublich keine Lust mehr auf Leiden. Fuck you, Leiden! Ich lebe jetzt im Genuss und der Lebensfreude und ich gehe nicht mehr zurück ins Leiden!

Ich erfülle ihr also eigentlich ihren eigenen Wunsch, auch wenn ich ihr und mir damit weh tun werde und lasse sie los. Das Loslassen fällt mir oftmals am schwersten...


Naja, Du hast aber meistens in Verbindungen diese Verbindung als aktiver Part beendet. Ist das nicht doch ein Muster von Wegrennen?


Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass mein Körper und mein Herz heute den ganzen Tag über voller Kraft und Freude war, weil in mir endlich Klarheit ist, dass es nicht weiter gehen kann und wird und dass es die richtige und passende Entscheidung ist. Und dieses Signal, das glaube ich nicht so klar wahrzunehmen, wenn es die falsche Entscheidung wäre. Da vertraue ich meinem Körper und Herzen...

Es wird trotzdem weh tun, denn es ist etwas Gutes und Schönes, was wir hatten.

Was sagt mein Herz:


Ich möchte ankommen.

Ich möchte bei mir ankommen.

Ich möchte mit dir bei uns ankommen.

Ich möchte nicht mehr im Morgengrauen aus der Tür rausgehen im Wissen, dass wir uns dann lange nicht mehr sehen und spüren werden aber ein anderer Mensch dich sehen und spüren wird.

Ich möchte nicht mehr auf eine irgendein Lebenszeichen von dir warten, wenn du alleine in Poly-Räumen unterwegs bist und ich den Alltag bewältige.

Ich möchte zur Ruhe kommen.

Ich möchte dann aus der Ruhe heraus die Freiheit sanft erforschen...

Ich möchte in meiner Mitte ankommen.

Und dann wieder loslegen!

#### E D I T am 8. Januar 2023 ####

Ja, es war am Ende so, dass auch F. für sich zu dem Schluss gekommen ist, dass wir keine gemeinsame Zukunft haben.

Sie hat das starke Bedürfnis ihre Freiheit zu leben, auch wenn es erstmal ohne den Poly-Raum weitergeht.

Sie hätte nicht mehr geben können. Und ich habe meine Liebe entdeckt für dieses "mehr an Verbindung und Tiefe", was sie bereits erlebt hat.

Es fühlt sich an, als wären wir wie zwei Kometen, die aus unterschiedlichen Richtungen kommen und deren Umlaufbahnen sich mal kurz gekreuzt haben und nun nach einem kurzen gemeinsamen Wegstück wieder ihrer Wege gehen.


Es war schön.


Wir bleiben in Verbindung.

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